Das Leben des Lottogewinners(2)

Es war schon spät, als Herr Büller die Wohnung von Herrn Bürzel aufschloss. Als er aus dem Geschenkeladen herauskam, konnte er dank der korrupten Polizei im Ort seelenruhig zu seinem Auto laufen und in langsamem Tempo aus der Kleinstadt fahren. Die Polizei kam eine Stunde später und konnte natürlich nichts Besseres tun, als den Mord aufzunehmen und dann wieder zur Wache zurück zu fahren. Da war Herr Büller schon am Baggersee und genoss ein erfrischendes kühles Bad. Eine Wohnung hatte Herr Büller schon länger nicht mehr, er lebte von Ort zu Ort. Er schaute sich in der Wohnung von Herrn Bürzel um und war sofort richtig angewidert. Nein, hier würde er nicht lange bleiben, das war jetzt schon klar. Bequem fläzte er sich auf das Sofa und schaute bei einer der erstaunlicherweise recht guten Flaschen Wein von Herrn Bürzel fern. Am nächsten Morgen packte er nach einer erfrischenden kalten Dusche und mit leichtem Brummschädel ein paar der Papiere Herrn Bürzels ein, die restliche Identität hatte er ja schon. Dann fuhr er wieder los mit seinem 95er Golf. Die Polizei würde erst abends kommen, also hatte er noch Zeit für etwas Spaß in der flachen und langweiligen Kleinstadt. Er kannte jetzt auch den Besitzer des Lottoladens und wusste, wo er wohnte. Nachdem er die Straßen der Region etwas mit seinem Golf erkundet hatte, schraubte er bei einer Trinkpause seelenruhig den Schalldämpfer auf seine 44er Magnum und steckte sie in seinen Hosenbund. Den Plastiksprengstoff hatte er zwischendurch auf der Spazierfahrt auch noch gecheckt und gesichert. Da er seinen Golf so liebte, fuhr er aber erstmal noch den halben Tag die Gegend um einen nahe gelegenen See ab, schließlich wollte er die Landschaft noch etwas genießen und seinen Golf ausfahren. Dann, nach einem Döner mit Hühnerfleisch und Knoblauchsauce, lief er in den Lottoladen. Er freute sich darüber, dass sowieso niemand drin war außer dem Besitzer, und schoss ihm gleich dreimal in den Kopf. Wie ein nasser Sack klappte der zusammen, mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck. Und da es gerade so gut lief, nahm Herr Büller das C4 aus seinem Rucksack und platzierte es auf dem Boden unter der Kasse, den Zünder auf vier Minuten eingestellt. Wie letztes Mal ging er gemütlich zum Auto vor dem Laden und fuhr los. Im Rückspiegel konnte er noch sehen, wie gleich der ganze Altbau einstürzte, und er war zufrieden mit der erfüllten Mission. Schließlich hatten Herr Bürzel und der Besitzer des Lottoladens nur augenscheinlich ein langweiliges Leben geführt, während sie im Hinterzimmer hunderte Kinder geschändet und ihres Lebens beraubt hatten. Herr Büller fuhr auf die Autobahn, um seinen geliebten Golf so richtig zum Glühen zu bringen. Doch plötzlich, kurz vor einer Brücke, lief ein kleiner Fuchs vor sein Auto und er kam ins Schleudern. Verzweifelt versuchte er gegenzulenken. Doch es war zu spät. Mit Tempo 240 knallte er gegen den Brückenpfeiler. Er war sofort tot. Und kein Mensch wusste überhaupt, wer Herr Büller war. Es interessierte auch keinen.

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